Chancenspiegel 2013 by Nils Berkemeyer & Wilfried Bos & Veronika Manitius & Björn Hermstein & Jana Khalatbari

Chancenspiegel 2013 by Nils Berkemeyer & Wilfried Bos & Veronika Manitius & Björn Hermstein & Jana Khalatbari

Autor:Nils Berkemeyer & Wilfried Bos & Veronika Manitius & Björn Hermstein & Jana Khalatbari
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bertelsmann stiftung verlag
veröffentlicht: 2013-11-15T00:00:00+00:00


Die Zusammenführung zeigt tendenziell, dass in Ländern mit relativ hohem Anteil an Abgängern ohne Hauptschulabschluss diese auch häufig einen höheren Anteil an Absolventen mit Hauptschulabschluss aus den beruflichen Schulen aufweisen. Im Vergleich zum Jahr 2009 bleibt die Verteilung tendenziell gleich. Selbst wenn diese Darstellung keine Aussage darüber bereithält, in welchem Umfang die Angebote der beruflichen Schulen von den Absolventen tatsächlich zum Nachholen des Hauptschulabschlusses wahrgenommen wurden, wird doch deutlich, welchen Stellenwert die berufsbildenden Schulen für den Erwerb von schulischen Zertifikaten einnehmen.

Zusammenfassung

Die Ergebnisse der einzelnen Indikatoren belegen generell einen positiven Trend in der Gerechtigkeitsdimension Zertifikatsvergabe. Dennoch ist auch hier auf die teils erheblichen Differenzen zwischen den Ländern hinzuweisen.

Während es einigen Ländern gelingt, die meisten Hochschulzugangsberechtigungen bereits im allgemeinbildenden Schulsystem zu vergeben, werden in anderen Ländern hohe Anteile höherer Schulabschlüsse erst unter Einbezug der beruflichen Schulen deutlich. Insgesamt zeigt sich auch für 2011 also erneut die Bedeutsamkeit der beruflichen Schulen für den Erwerb der Hochschulreife. Abseits aller Unterschiede zwischen den Ländern, auch im Hinblick auf die Veränderung zwischen den Jahren 2009 und 2011, konnte der Anteil der Absolventen mit Hochschulreife an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung in Deutschland gegenüber den Vorjahren gesteigert werden und liegt mittlerweile bei über 50 Prozent. Kritisch muss allerdings auf die gegenläufige Entwicklung einiger ostdeutscher Länder hingewiesen werden, deren Anteile im betrachteten Zeitraum gesunken sind.

Neben steigenden Anteilen an Hochschulzugangsberechtigten kann in der Tendenz ein rückläufiger Anteil an Abgängern ohne Hauptschulabschluss beobachtet werden. Diese Entwicklung ist zwar zu begrüßen; jedoch sind die Anteile der Abgänger ohne Abschluss in einzelnen Ländern nach wie vor hoch. Dies ist problematisch, vor allem vor dem Hintergrund der damit einhergehenden weitreichenden Folgen wie mangelnder Erwerbschancen und geringerer Möglichkeiten, selbstbestimmt an der Gesellschaft zu partizipieren. Auch hier ist auf die im Vergleich höheren Anteile an jungen Menschen, die die Schule ohne einen Abschluss verlassen, in einigen ostdeutschen Ländern hinzuweisen, die sich gemeinsam mit einem Stadtstaat in der unteren Ländergruppe wiederfinden.

Eine nach wie vor hinsichtlich des Erwerbs von Schulabschlüssen benachteiligte Gruppe bilden die ausländischen Schüler. Dies wird besonders deutlich bei Betrachtung der Abgänger ohne Hauptschulabschluss, wonach ausländische Jugendliche vergleichsweise häufiger die Schule verlassen, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss erworben zu haben. Auch und gerade für die Förderschüler zeigt sich ein sichtbares Missverhältnis hinsichtlich der Chancen auf ein Abschlusszertifikat, da sie den größten Anteil an jungen Menschen ohne Schulabschluss stellen und dieser Anteil im Vergleich zum Bezugsjahr 2009 überdies gestiegen ist.

Das Ziel der von uns in den Blick genommenen Zertifikatsvergabe der Schulsysteme muss es sein, möglichst alle Jugendlichen mit einem schulischen Abschluss auszustatten. Generell zeigen die ausgemachten Veränderungen in der Zertifikatsvergabe der Schulsysteme in eine Richtung, wonach immer mehr Schüler die Hochschulreife erwerben sowie immer weniger Schüler ohne ein Bildungszertifikat die Schule verlassen. Diese Befunde sind insbesondere vor dem Hintergrund damit einhergehender gesteigerter beruflicher und gesellschaftlicher Partizipationschancen gerechtigkeitstheoretisch als positiv einzustufen.



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